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Hurtigruten Bug

Unsere APE können wir während unseres Lofotenausfluges auf dem Camping stehen lassen. Es regnet seit gestern Abend und so nehmen wir den Bus, um unsere Veloreise nicht schon durchnässt zu beginnen.
Als Kapitän Richard With im Jahre 1893 in Trondheim Richtung Hammerfest in die See stach, legte er den Grundstein zu den Hurtigruten. Für viele Küstensiedlungen war diese Linie über lange Monate die einzige Verbindung zur Aussenwelt. Mit dem Ausbau des Strassennetzes verlor die Linie als Postschiff an Bedeutung, dafür wurde der Tourismus immer wichtiger. Es werden auch heute immer noch Güter umgeschlagen und mitten in der Nacht Häfen angelaufen, die touristisch uninteressant sind, ich werde jedoch den Verdacht nicht los, dass dies vor allem wegen der Touristenromantik geschieht.
Hurtigtuten

Obwohl das Schiff für Reisende ohne Kabine nicht gerade gut eingerichtet ist, und man das Gefühl bekommt, auch das Personal freut sich nicht gerade über weniger konsumierende Gäste, geniessen wir die Fahrt. Immer wieder tauchen im nebelverhangenen Meer neue Inseln und Küstenabschnitte auf, an denen das Schiff so nah vorbei fährt, dass man glaubt, sie berühren zu können.
Kurz nach Mitternacht ergibt sich in Bronnöysund ein seltsames Bild als das 11´000 Tonnen Schiff mitten durch das Dorf zur Anlegestelle fährt. Von der Reeling kann man auf die kleinen Häuser runter in die Stuben schauen.
Eine kurze Nacht verbringen wir auf Sesseln in der Bar, doch kaum eingenickt, weckt uns der Lautsprecher mit der Durchsage, dass wir soeben den nördlichen Polarkreis überquert haben. Eine kleine Weltkugel auf einem unbewohnten Inselchen markiert die Stelle.
Aus dem neblig grauen Nieselregen ist wolkiger Himmel geworden und schon beim Frühstück zeigen sich kurz die Umrisse der Sonne. Als wir am Abend um 19.00h auf den Lofoten anlegen, haben wir uns schon 2 Stunden auf Deck gesonnt.
Wetter


Die Lofoten und die Mitternachssonne
Velos zusammen setzen, Anhänger montieren, ein- und aufpacken und noch ein Einkauf. Auf den Anhänger bin ich besonders gespannt. Er besteht aus einem T aus Stahlrohren mit 2 Trottineträdern und einer Kupplung, auf dem man einen normalen Rucksack befestigen kann. Bei meiner ersten Testfahrt von ca. 10 km hat sich gezeigt, dass die Räder zu schlecht waren und das Gestell zu schwach. Für den 2. Prototyp zu testen, reichte die Zeit nicht mehr.
Eilig haben wir es ja nicht, aber es ist schönes Wetter und wir möchten ja die Mitternachtssonne sehen, was nur im Norden der Insel möglich ist. Also fahren wir abends um 8 Uhr los, obwohl wir während 2 Nächten sehr wenig geschlafen haben. Wenn wir zu müde werden, können wir ja jederzeit anhalten. Die Landschaft ist herrlich, die Bewegung tut gut und nach der ersten Steigung sind wir nicht mehr zu halten. Um 11 Uhr erreichen wir Eggum an der Nordküste der Lofoten.
Mitternachtssonne
Wir sind nicht ganz die Einzigen. Reihen von Camper stehen entlang dem Strässchen, die grossen Kameras auf Stativen nach Norden gerichtet. Auch ich packe meinen Fotoapparat aus, das Spektakel kann beginnen. Aber wann? Um welche Zeit steht die Sonne in Eggum am tiefsten?:
1. Sommerzeit: Das gibt schon mal eine Stunde Verschiebung -> 1h 2. Eggum liegt 13 Grad 49´ westlich von Greenwich. 15 Grad wären minus 1 Stunde (360/24h), was aber schon durch die Zeitzone angepasst ist. Bleiben also noch das eine fehlende Grad und 11´ zu den 15 Grad. 1 Grad -> 4min (1h/15), 11´ -> 44sek (4min/60sek x 11).
Mitternachtssonne
Sonnentiefststand also hier um 1h 4min 44sek. Meine astronomischen Kenntnisse sind nicht gerade gross, wenn jemand merkt, dass diese Rechnung nicht stimmt, bitte ich um eine Mail.
Jedenfalls ging die Sonne tatsächlich nicht unter und so gegen 3 Uhr als wir dann zu Bett gingen, stand sie schon wieder deutlich höher am Himmel.
Ausschlafen wäre wieder mal angesagt, nur bei so vielen Campern schwierig und als dann die Sonne aufs Zelt niederbrennt, bleibt uns nichts anderes übrig, als aufzustehen und ins Meer zu tauchen. Einkaufen, nochmals baden unter einem Wasserfall, eine Wanderung der Küste entlang ins nächste Dorf und schon wieder ist die nächste Mitternachtssonne angesagt.

Hüttenleben und Preise
Lofoten

Am Morgen ist die Sonne nicht mehr zu sehen, eine dichte Wolkendecke ist aufgezogen. Wir packen zusammen. Als wir das letzte Gepäckstück aufgeladen haben, fallen die ersten Regentropfen. Auf der Hauptstrasse wird der Regen richtig heftig und zusätzlich zum Wasser von oben werden wir noch von der Seite von den vorbeifahrenden Autos geduscht. Auch macht das Windschattenfahren keinen richtigen Spass mehr, wenn der Strassendreck direkt an die Nasenwurzel spritzt.
Schären

Nach 2 Stunden nehmen wir eine Hütte auf einem Campingplatz. Die Hütte ist richtig gemütlich eingerichtet. Eine kleine Küche und sogar ein Holzofen sind vorhanden. Überhaupt sind die Campingplätze in Skandinavien anders eingerichtet als in südlicheren Gebieten. Anstelle von Restaurant und Einkaufsladen sind hier Aufenthaltsraum und Küche vorhanden und eben meistens gibt es Hütten zu mieten.
Die Gemütlichkeit in der Hütte nimmt allerdings nachdem wir unsere nassen Kleider aufgehängt haben ab, aber das Nachtessen am warmen Ofen geniessen wir sehr.
Bug

Bei sonnig warmem Wetter fahren wir weiter. Richtung Südwesten, auf die Insel Moskenesöya wollen wir. Doch da gibt es ein kleines Hindernis. Wie gesagt Moskenesöya ist eine weitere Insel und um die Insel zu wechseln, gibt es Fähren und Brücken. In unserem Fall ist es ein Tunnel. Gemäss Karte weist er eine Länge von ca. 6 km auf und da er unter dem Meer verläuft, zur Hälfte natürlich bergaufwärts. Nach unseren Tunnelerfahrungen mit der APE ist mir unwohl dabei. Doch weit weniger schlimm. Nicht dass ich jetzt zum passionierten Tunnelfahrer werde, aber er ist nur 1.78 km lang und es gibt Trottoir für Fussgänger und Velofahrer.
Unser Entschluss: auf der Nordseite der Insel zu bleiben, um nochmals die Mitternachtssonne zu sehen. Doch als wir an der Kreuzung stehen: Richtung Norden dick verhangen und regnerisch, Richtung Süden blauer Himmel und Sonnenschein, da wechseln wir unsere Pläne und fahren in südwestlicher Richtung zum Nusfjord. Die Gegend ist fantastisch, nur als wir dann zum Fischerdorf kommen, will man uns nicht einlassen. 30 Kronen Eintritt ins Dorf, wohl gesagt nicht in ein Museum, ausser man mietet eine Hütte. Als wir aber von diesen Preisen erfahren, sind wir schnell wieder auf unseren Rädern: 1500 Kronen oder 200 € wollen sie für eine Nacht in einer Hütte. Wir haben uns zwar schon an die hiesigen Preise gewöhnt, aber das ist dann schon ein bisschen zu viel.
Nusfjord


Die letzten Tage auf den Lofoten

Der Nieselregen wartet abends bis wir das Zelt aufgestellt haben und eingerichtet sind. Am Morgen warten wir mit dem Aufstehen bis der Nieselregen aufgehört hat. So wird es Nachmittag bis wir wieder losfahren.
Brücken

Wir überqueren die Insel auf die Südseite und sehen auch schon ab und zu die Sonne hervor gucken. Es ist nicht gerade mein aktiver Tag und so suchen wir uns in Reine eine Unterkunft. Für einige Europäische Freizeitparks wurde Reine nachgebaut. Im Hintergrund, direkt aus dem Meer ragend, gewaltige Bergmassive, dazwischen tiefblaue Fjorde, vorne die Strasse, die sich über diverse Brücken von Inselchen zu Inselchen schlängelt und die Dörfer, die vor allem aus dunkelroten Hütten bestehen, aus sogenannten rorbuer, die ganz am Wasser, meist sogar auf Pfählen über dem Wasser gebaut sind. Lange haben wir uns gefragt, was denn rorbu heisst. Unsere plausibelste Lösung war, dass ror von Rohr -> Pfahl und bu von bauen kommt, also Pfahlbauten. Erst an unserem letzten Tag auf den Lofoten erfuhren wir, dass ro von rudern und bu von wohnen kommt; übrigens der gleiche Wortursprung wie Bude im Deutschen. Die richtige Lösung also: Fischerhütte, denn die ersten Fischer sind mit Ruderboten auf die Lofoten gekommen. Eine solches rorbu mieteten wir uns jedenfalls für diese Nacht.
Reine

Was danach kam war richtig Ferien nach meinem Geschmack: Wärme, an der Sonne liegen ohne gleich einen Pullover zur Hand zu haben und einen Velo- Ausflug ans (befahrbare) Ende der Insel. Dort in A, mit einem kleinen Kreis auf dem A, was sich dann wie O ausspricht, ist schlemmern angesagt. Norwegisches Fischbuffet! Wir geniessen den auf verschiedene Arten zubereiteten Lachs, die Crevetten, den Dorsch und Aal in kalter und warmer Version, oder auch als Suppe. Mit schwerem Bauch schleppen wir uns zu unseren Velos und schaffen gerade noch knapp die 5 km zu unserem Camping, auf den wir umgezogen sind.
Ich bin mich vom Süden her gewohnt, einmal im Tag oder mindestens jeden 2. Tag auswärts zu essen. Nicht so in Norwegen, das würde unser Budget sprengen. So koche ich meistens selber. Ein besonders leckeres Menü, das wir hier kreiert haben, ist eine Norwegisch - Chinesische Coproduktion. Fiskepudding, d.h. Fischklösse oder Fischcake, in der Schweiz am ehesten der Bratwurst entsprechend, mit süsssaurer Sauce und Reis. Als indische Variante auch möglich, dann aber mit Currysauce.
A

Auf der Fähre zurück aufs Festland nach Bodö trauere ich den gewaltigen Landschaften, den "beinahe" Sonnenuntergängen und den rassigen Velofahrten nach. Aber ich freue mich auch auf die Zugfahrt nach Trondheim und auf das Wiedersehen mit meiner APE und dem ganzen Wohnmobilluxus.

Der Veloanhänger

Birdy

Am Anfang unseres Lofotenaufenthaltes habe ich geschrieben, dass ich auf meinen Anhänger gespannt bin. Dass ich jetzt nichts mehr davon schrieb, liegt daran, dass ich auch nichts von ihm spüre. Wenn ich meinen Schatten sehe, bin ich manchmal ganz erstaunt, wie mich mein Anhänger verfolgt, als wäre er ein kleiner Troll. Nur bei sehr grobem Teerbelag höre ich die Räder leise rumpeln. Keinerlei Beeinflussung des Fahrverhaltens, kein "gumpen", nichts was negativ auffallen würde ausser, dass ich den Berg hinauf langsamer fahre.
Ich glaube, ich werde mich zu Hause an die Weiterentwicklung machen. Die Eigenschaften wären:
- Geringes Gewicht (Max 3kg)
- Als Rucksack tragbar
- Als Handwägelchen zu ziehen
- Zum Ankuppeln an alle möglichen Fahrräder
Anhänger

Falls sich jemand für so ein Ding interessiert, schreibt mir bitte eine Mail denn aus mehr Ideen gibt's vielleicht noch was Besseres.


Bericht von Renata

Bis jetzt habe ich mich noch nie zu Wort gemeldet, erfreute mich doch jeweils Computerarbeit schon nicht am Arbeitsort, so jetzt erst recht nicht in den Ferien. Jean-Pierre bat mich, meine Sicht ganz allgemein einmal kund zu tun. Da ich vor Jahren in Norwegen gearbeitet habe und öfters hier gereist bin, reichen meine Eindrücke über diese Reise hinaus:
Raur

Jean-Pierre und ich hatten Diskussionen über das Verhalten der Bevölkerung. Er liebt es, wenn in südlichen, warmen Ländern die Menschen auf ihn zu kommen und sofort Kontakt suchen. Die Norweger scheinen oft eher zurückhaltend zu sein. Sie sind zwar sehr freundlich und zuvorkommend im Kontakt, aber sie lassen sich und anderen sehr viel Raum, so zu sein, wie eben jeder ist und mischen sich weder durch Blicke noch durch Handlungen ein, ausser jemand brauche Hilfe. Diese Art entspricht mir sehr. Das heisst aber nicht, dass die Leute hier nicht auch Kontakte zu anderen oder Feste und Einladungen schätzen würden und herzlich am Geschehen Anteil nähmen, wenn auch sicher im Westen des Landes vermehrt. Ausserdem verblüfft einen immer wieder die Offenheit und weite Sicht, egal in welchen Bereichen und Themen.
Wolkr
Die Schönheiten der Natur berühren mich immer wieder zutiefst und dies seit Jahren. Ich bezeichnete die Landschaft auch schon als unterhaltsam. Obwohl dieses Wort eher für ein Buch oder einen Film treffend gewählt wird, finde ich, es drücke so gut die ständigen, zum Teil plötzlichen Veränderungen aus. Zum Beispiel sieht ein Fjord, der von typischen roten Holzhäusern lieblich umrahmt wird, jede Stunde anders aus, abhängig von der Durchlässigkeit der Wolken, ob sie wie Wattefetzen gleiten oder- sonst undurchdringlich- doch wenige Oeffnungen für das satte Sonnenlicht frei geben. Das Gebirge dahinter bäumt sich dabei auf wie ein düsterer Troll oder lädt zum Besuch an seinen Wasserfall ein. Auch die Unberührtheit vieler Landstriche liebe ich sehr.
Möven

Zum Schluss noch kurz zur Mövensprache, die ich neu erlernte: Sie reicht vom auffordernden "Hey" über das klagende, suchende, kämpfende "Hä,ä-ä-ä-ä" während ständigem Schwingen durch die Lüfte auf Nahrungassuche über das kontaktfreudige, lachende "Hä-hä-hä-hä" bis zum geniesserischen "Hä-iiiiii" bei einem Höhenflug.

Für Tipps und Anregungen oder Fragen zu meiner Norwegenreise senden Sie mir bitte ein Email: nw@safrad.ch

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